Die ersten Knopfdrücke des WWW waren in Kalifornien und der Schweiz. Bill Atkinson, einer der ersten 30 Mitarbeiter bei Apple, rief nach einem Drogentrip schon Ende der 1980er Jahren die erste hypermediale Anwendung ins Leben. Und in Europa arbeitete Anfang des folgenden Jahrzehnts der Forscher Tim Burners-Lee im europäischen Kernforschungszentrum CERN (wo heute Atome gespalten werden) an einem Standard für die Verfassung, Verlinkung und Veröffentlichung von Inhalten in einem Netzwerk. Das Projekt nannte er bescheiden das World Wide Web.
Es begann mit Atkinson, LSD und Hypermedia
Der US-amerikanische Programmierer und Naturfotograf Bill Atkinson, wirkte im Sommer 1983 zunächst bei der Entwicklung des ersten Malprogramms MacPaint mit. Unter Einfluss der chemischen Droge LSD hatte er nur wenige Jahre später eine Eingebung und schrieb die Anwendung HyperCard. Hauptmerkmal der ersten Hypermedia-App waren Hyperlinks in den Inhalten, womit einzelne Kärtchen in der Anwendung miteinander verknüpft wurden. Der Ansatz mit der Datenbank aus „Stapeln von Kärtchen” kam gut an. Mit HyperCard wurden erste Präsentationen à la PowerPoint, die Inventurverwaltung bei Renault, die erste Version vom Abenteuerklassiker Myst und frühe Visionen von Das papierlose Krankenhaus geschrieben. Eine damals bahnbrechende Flexibilität, die dem Prinzip von Hypertext zu verdanken und bereits in den 1960ern ein Begriff war. Der Hypertext beschrieb von Anfang an einen Text mit „Links“, die unkompliziert den Quelltext aus einem Verweis aufrufen und so die Navigation in komplexen wissenschaftlichen Texten mit zahlreichen Quer- und Quellenverweisen erleichtern.
Tim Burners-Lee und das World Wide Web
Damit nahm die Entwicklung ihren unaufhaltsamen Lauf. Denn etwa zur gleichen Zeit von Hippie-Bill und HyperCards fand schon das zweite Schlüsselereignis statt: Ein kleines Team im Schweizer CERN, angeführt von Tim Burners-Lee und Dan Connolly, schrieb pünktlich zu Weihnachten 1990 alle notwendigen Werkzeuge für das WWW fertig.
Drei Säulen des Webs stehen damit fest:
- Das Protokoll für das Web (HTTP) ist kostenlos und wird für die Übertragung von HTML-Seiten verwendet.
- HTML ist eine frei verfügbare Auszeichnungssprache für Onlineinhalte, womit einzelne Bausteine der Webseiten markiert werden.
- Mit einem freien Browser können HTML-Inhalte über das HTTP abgerufen und dargestellt werden (Hallo, World Wide Web!)
Während HyperCards die Massen rasant eroberten, ließ der Erfolg vom World Wide Web noch etwas auf sich warten. Das Netz, das heute die Welt in Sekundenschnelle verbindet, wurde nämlich an einer schicken NeXT-Maschine entworfen. Die zukunftsorientierte Ausführung des Rechner ‘88 vom kalifornischen Unternehmer Steve Jobs, kostete seiner Zeit circa 10.000 US-Dollar (20.000 Euro Stand 2016). Für Normalverbraucher ein absolut unerschwinglicher Preis. Die ersten Browser wurden deshalb eher als „Spielzeug“ für Forscher und Computerfreaks verwendet. Auf den Desktops der Heimanwender blühte das Web erst mit dem Mosaic Browser auf, der parallel mit der ersten offiziellen Version von HTML als Grundlage Ende 1993 veröffentlicht wurde.
Das virtuelle Revival des Flowerpowers mit Web 1.0
Den Auftakt zum Internethype gaben die 1990er. Die Popmusik feierte große Beliebtheit, Deutschland war nicht mehr zweigeteilt und jeder bekam Zugang zur weiten Welt. Denn die Briefkästen wurden mit zahlreichen AOL CDs inklusive Probezugängen zum freien World Wide Web gefüttert. Damit wurde die Geburtsstunde der ersten Homepages, Blogs und Foren gefeiert, die uneingeschränkt freie Meinungsäußerungen und SPAMs zuließen. Das Fenster nach außen hieß übrigens Modem, das sich mit nichtirdisch wirkenden Klängen einwählte. Nach mehreren Versuchen wurde dann endlich eine Verbindung aufgebaut und das stundenlange blockieren der Telefonleitung konnte beginnen. Die damalige Ladegeschwindigkeit glich der eines laufenden Förderbandes an der Supermarktkasse. Und die Schlange war lang, denn es gab schon ca. 120 Websites zu besuchen. Die Welt war überwältigt von den vielversprechenden Möglichkeiten des Mediums. So schlugen 1996 schon 250.000 Websites zu Buche. Darunter Amazon, eBay und Pizza konnte man bei pizzahut.com schon 1994 bestellen (1. Online-Händler). Yahoo! war das führende Onlineverzeichnis und ein Dutzend Suchmaschinen versuchten Websites, mehr oder weniger, erfolgreich zu finden.
Rosenkrieg der Browser
Um die Party aufzupeppen, veröffentlichte Ende 1996 der CERN-Mitarbeiter Hakon Wium Lie die erste Version des CSS. Das Konzept stellte er schon 1993 auf der Messe „Mosaic and the Web“ vor, es wurde aber erst 1996 fertig. Ab jetzt war es möglich, auf die Darstellung von HTML-Elementen einzuwirken. Im Netscape Navigator, dem dominanten Browser zu der Zeit, wurde aber eine eigene Variation von HTML und CSS eingeführt, die vom offenen Standard abwich. Der Software-Riese Microsoft setzte dagegen auf freie, einheitliche Standards, konnte sie allerdings nicht zufriedenstellend umsetzen, wodurch der erste Browserkrieg ausgelöst wurde. Für die Designer zog der Interessenkonflikt von Browserherstellern bittere Konsequenzen nach sich. Designs sahen in verschiedenen Browsern unterschiedlich aus und wurden nicht mehr ganz, verschoben oder fehlerhaft angezeigt. Die Inhaber der Websites platzierten daher Browser-Plug-ins auf ihre Homepage. Damit wurde dem Besucher signalisiert, welcher Browser, bei welcher Bildschirmauflösung die Website am ehesten korrekt darstellt.
Während die Webdesigner mit Lösungen für die Browserproblematik beschäftigt waren, machten sich kurz vor der Jahrtausendwende zwei Studenten auf Käufersuche. Denn sie hatten ein Suchverfahren namens “PageRank” entwickelt, bei dem Websites nach ihrer Autorität bewertet wurden.
Da sie niemanden gefunden haben, wurde das Projekt in Eigenregie unter dem Namen Google gestartet. Das Konzept kam gut an. Anstatt auf die Anzahl von Schlüsselwörtern auf jeder Website zu achten, popularisierte Google die Autorität von Websites. Je nachdem, wie oft und woher auf eine Onlineressource verwiesen wurde, beeinflusste es deren Relevanz.
Web 2.0: Die Website Rivalen
Nach der Jahrtausendwende wurde es noch interaktiver mit Web 2.0. Ungeachtet der dotcom-Wirtschaftsblase entstanden viele revolutionäre Projekte, die auf die sofortige Rückmeldung und freie Interaktion im Web setzten. Jimmy Wales und Larry Sanger kamen auf die Idee, eine Online-Enzyklopädie ins Leben zu rufen, die von allen frei ergänzt und gepflegt werden konnte. Das Ergebnis war Wikipedia. Es ist bis heute die größte freie Hypertext-Wissensdatenbank der Welt und Ratgeber Nummer 1 bei allen lebenswichtigen Fragen. Mit wichtigen Fragen beschäftigte sich auch Mark Zuckerberg, der 2003 mit Facebook in ein neues Social Media Zeitalter führte. Er hatte den Gedanken, dass sehr private Dinge wie der Beziehungsstatus und Selfies eine gute `virtuelle Anerkennung´ erhalten würden. Um sich von der Konkurrenz abzuheben, war das soziale Netzwerk Facebook zunächst nur für Studenten zugänglich. Der größte Mitbewerber war zu der Zeit MySpace, das 2007 mit 12 Milliarden US-Dollar bewertet wurde. Auf MySpace ist es bis heute möglich Profilseiten zu erstellt und selbst zu gestalten. Darüber hinaus ist der Austausch von Fotos, Musik und Videos möglich. Allerdings konnte MySpace den Thron gegen das damals noch junge Netzwerk Facebook nicht verteidigen. Ausschlaggebend war die wesentlich ausgereiftere Form der „öffentlichen Privatsphäre“. Während MySpace Benutzernamen forderte, ermutigte Facebook seine User die echten Namen zu verwenden, was 2004 ein wagemutiger Schritt war.
Ein ebenfalls großes Stück Internetgeschichte, schrieben die drei ehemaligen PayPal Gründer Chad Hurley, Steve Chen und Jawed Karim. Sie verließen das mittlerweile wieder eigenständige Unternehmen mit der Idee, dass private Videos mit allen Usern im Web geteilt werden können. Heraus kam YouTube, die erfolgreichste Videoplattform der Welt. Die Ursprungsidee hinter YouTube war es, das Teilen von Videos so einfach und kostenfrei wie einen E-Mail-Versand zu gestalten. Das Konzept ging auf und mittlerweile werden täglich ca. 300 Stunden Videomaterial pro Minute hochgeladen.
Bereits 52 % der gesamten Kommunikation auf der Welt liefen über das Internet. Durch die schnell wachsenden Fortschritte geriet die hypermediale App HyperCard, mit der alles begann, immer weiter in den Hintergrund und wurde 2004 schließlich komplett vom Markt genommen. Mit der Veröffentlichung von HTML 4.01 im Jahr 2001 wurde eine strikte Befolgung von Webstandards gefördert, was das Webdesign massiv unterstützte. Es sollte ab sofort möglich sein, Webdesigns für viele Browser und Endgeräte einheitlich zu gestalten.
2006-2010: Liquid Layouts und Mobiles Web
Während am Anfang der 2000er Jahre der Internet Explorer 5.0 der einzige Browser war, der die CSS1.0-Spezifikation darstellen konnte, sah es 10 Jahre später schon anders aus. Google Chrome, Mozilla Firefox und Apple Safari setzten ausschließlich auf Standards, gewannen die Herzen der Webentwickler und -Designer und ermöglichten damit die Verbreitung medienübergreifender Websites. Damit wurde das Web nicht nur erwachsener und reifer, sondern auch auf einer Vielzahl von Endgeräten abrufbar. Die Webdesigner brauchten neue, flexible Schablonen, die sich an die endgültige Bildschirmgröße automatisch anpassten. Der Umstieg auf proportionale Maße hat die Zukunft des Mediums neu bestimmt: Websites wurden an das jeweilige Endgerät automatisch angeglichen und nutzten so die volle Bildschirmgröße. Anstatt eine Browser- und Bildschirmauflösung vorzuschreiben, reagierten Websites nun mit passenden Darstellungen.
Im Januar 2007 präsentierte Jobs schließlich auf der Macworld Conference & Expo (seit 2011 Macworld | iWorld) eine neue Hightech Generation mit den Worten „Eine Sache noch …“. Das neue Gerät sollte die Hosentaschen erleichtern, was es mit einem Einführungspreis von 499 $ definitiv tat. Es sollte nur noch ein Gerät für alles geben, womit MP3-Player, Handys, Organizer, Kameras und Notizhefte überflüssig werden. Mit dem Multi-Touch-Display und einem vollwertigen Browser wurde die Menschheit erneut mit einer technischen Innovation vom Hocker gehauen. Trotz des großen Interesses besaßen nur wenige ein Smartphone. Auch die Goodies waren sehr dürftig. Denn es gab kaum Apps und das mobile Internet war noch sehr langsam.
Das Jahrtausend innovativer Websites
2016 ist Google die populärste Website der Welt, gefolgt von Facebook und YouTube. Zusammen mit Alibaba, einem chinesischen Mega-Kommerzportal, machen Amazon und eBay ca. 120 Milliarden US-Dollar Umsatz. Amazon plant die Einführung vom Drohnenversand, bei Facebook wird künstliche Intelligenz entwickelt und Daten werden von Festplatten in die digitale Wolke geladen. Darüber hinaus werden mit HTML5 und CSS3 Designerträume wahr, denn Animationen können schneller im Browser umgesetzt werden, als zu den Anfangszeiten. Auch Effekte wie abgerundete Ecken und Schatten oder Farbverläufe können mittlerweile viel einfacher in Designs verwendet werden.
Die Technologie ist aber nicht ganz ohne Wachstumsschmerzen, wie es ein Twitter-Bot-Versuch von Microsoft zeigte. Der Bot wurde schnell von der Twitter-Community auf den Arm genommen und skandierte naiv rassistische Parolen. Die kleinen Helfer sollen eine Art automatisiertes Servicecenter werden. In Forscherkreisen steht allerdings noch die Frage im Raum, wie gefährlich die künstliche Intelligenz für die Menschheit tatsächlich und welche Standards dafür benötigt werden. Während das Web vereinheitlicht und automatisiert wird, dringt das Internet gleichzeitig in das reale Leben ein: Per Browser und Smartphone-Apps können der Ofen zu Hause gesteuert, ein Taxi bestellt, der Zahnarzt gebucht und das Licht im Flur an und ausgemacht werden. Mit VR-Brillen werden Dateien im Zimmer um einen herum, anstatt auf dem Desktop projiziert. Eine Technologie, die unsere Weberfahrung erneut radikal verändern wird. Das glaubt zumindest Mark Zuckerberg, der sich 2014 wieder auf seine visionären Fähigkeiten verließ und für 2 Milliarden US-Dollar den VR-Brillenhersteller Oculus kaufte. Und auch Microsoft hat mit der AR-Brille HoloLens ein spannendes Produkt in der Pipeline.
Das Web ist im Laufe der Zeit über die politischen, religiösen und wirtschaftlichen Grenzen hinaus gewachsen und wurde zu der größten, weltoffenen Bühne, die für jeden frei steht. Noch nie war es so einfach, wie mit einem Smartphone oder Laptop ein Unternehmen aufzubauen oder mit Menschen überall auf dem Globus blitzschnell in Kontakt zu treten. Auch in Zukunft wird die Entwicklung so weit voranschreiten, dass man die heutigen Standards mit einem Lächeln betrachtet. Aber so ist eben die Geschichte des Webs.
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